Norwegens Handelsüberschuss auf Rekordhöhe

Helsinki, 18. Februar 2014

Norway7Der Handelsüberschuss von Norwegen erreichte nach offiziellen Angaben von 17. Februar 48.8 Milliarden NOK (5.9 Milliarden EUR) im Januar 2014, dies bedeutet einen Zuwachs von 41.8% im Vergleich zum Vorjahr. Die Zunahme ist auf einen Nettozuwachs der Ölexporte (38.0%) mit Volumina und steigende Preise zurückzuführen, wie das Nationale Institut für Statistik (SSB) mitteilte.

Die Exporte von traditionellen Waren ohne Kohlenwasserstoffe zeigten auch eine starke Zunahme von 10.1%, angetrieben insbesondere durch den Export von frischem Lachs und Fertigprodukten.

Insgesamt waren die Ausfuhren um 16.5% im Vergleich zum Januar 2013 gestiegen, während die Einfuhren um 3.8% zunahmen. Ohne Ölerzeugnisse zeigt jedoch die norwegische Handelsbilanz im Januar ein Defizit von 7.2 Milliarden NOK.

norway trade_surplus_norway_statistics_2Norwegen brillierte, solange die Staatsschuldenkrise im Euroraum wütete. Der aus den Öl-einnahmen gespeiste staatliche Pensionsfonds ist deutlich grösser als die öffentlichen Schulden, so dass der Staat ein positives Nettovermögen besitzt. Wenn man das Fondsvermögen pro Kopf um-rechnet, ist jeder Norweger Millionär – in Kronen.

Das Land weist regelmässig erhebliche Haushaltsüberschüsse auf. Auch die Leistungsbilanz liegt mit mehr als 10 % am Bruttoinlandsprodukt (BIP) im positiven Bereich. Politisch stabil ist Norwegen trotz Regierungswechsels ohnehin. Darüber hinaus bot die norwegische Krone zwar keine hohe, aber eine höhere Verzinsung als etwa der Schweizer Franken oder der Japanische Yen. Dies erklärt den Reiz als Fluchtwährung. Allerdings ist Norwegen über den Aussenhandel stark mit Europa und der Eurozone verflochten. Als Rohstoffexporteur besteht eine hohe Abhängigkeit von den Energiepreisen.

Im europäischen Vergleich befand sich die norwegische Konjunktur in den letzten Jahren in einer sehr guten Verfassung. Nach der Rezession 2009 erholte sich die Wirtschaft ohne weiteres problemlos. 2013 liess das Wachstum auf dem Festland allerdings auf 2 % nach – inklusive der Ölförderung sogar auf 0,7 % –, die Eurozone zum Vergleich schrumpfte aber. Sowohl privater Konsum als auch die Unternehmensinvestitionen verloren an Dynamik. Deutlich mehr Wachstum ist für das laufende Jahr wohl nicht zu erwarten. Grundsätzlich wird der private Konsum durch Reallohnsteigerungen und Beschäftigungszuwächse gestützt. Ebenso sollten die Unternehmensinvestitionen angesichts des voraussichtlich freundlicheren Umfelds in Europa weiter expandieren. Die Stimmungsindikatoren stellen zumindest hoffnungsvoll mehr Dynamik in Aussicht.

Aus längerfristiger Sicht gibt es jedoch einige Entwicklungen, die zur Vorsicht mahnen. Im Zuge des langjährigen Rohstoff- bzw. Energiebooms sind andere Sektoren der norwegischen Wirtschaft ins Hintertreffen geraten. So hat sich die Handelsbilanz ohne Energieprodukte in gut einer Dekade verschlechtert. Die Löhne bzw. die Lohnstückkosten Norwegens sind im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gestiegen.

Die langjährige Aufwertung der Norwegischen Krone hat ebenfalls der Wettbewerbsfähigkeit geschadet. So erinnert die sektorale Divergenz ein wenig an die „Holländische Krankheit“, bei der ein prosperierender Exportsektor die Gesamtwirtschaft in Mitleidenschaft nimmt. Die rückläufige Rohölförderung konnte z.T. durch eine höhere Gasproduktion kompensiert werden, so dass – abgesehen von temporären Förderausfällen – der Handelsbilanzüberschuss Norwegens sich dennoch als recht stabil erweist. Die Belebung bei den europäischen Handelspartnern sowie die letztjährige Währungsabwertung sollten dem Aussenhandel 2014 grundsätzlich zu Gute kommen. /RLU

Source: SSB und 3R-Engagement Recherchen