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Griechenland Neubeginn nach den Wahlen

Zürich, 26. Januar 2015

Kurzkommentar von Dr. Felix Regli zum Wahlausgang

 

greece-election-2015-what-would-syriza-victory-mean-europeMit dem Wahlsieg der linken Partei Syriza von Alexis Tsipras steht Griechenland vor einem Neubeginn. Dieser Erfolg von Syriza versetzt viele in Europa in Aufregung. Zwei der Forderungen des Wahlsiegers stehen besonders im Fokus, nämlich die Ablehnung verschiedener Reformauflagen, welche die Troika (IMF, EZB, EU) mit der griechischen Regierung vereinbart hatte, sowie die Forderung nach einem Schuldenschnitt. Ein Austritt aus dem Euro beabsichtigt Syriza jedoch nicht.

Positiv zum Wahlausgang ist zunächst zu bewerten, dass Syriza trotz knapp verpasster absoluter Mehrheit im griechischen Parlament, bereits am ersten Tag nach den Wahlen, eine Koalition mit der rechtspopulistischen Partei Unabhängige Griechen (Anel) eingegangen ist und somit keine langwierigen und unsicheren Koalitionsverhandlungen stattfinden müssen. Es wird dennoch sehr schwierige Verhandlungen zwischen der neuen Regierung und den internationalen Geldgebern geben. Ohne einen massiven Schuldenschnitt wird es jedoch kaum gehen, denn Griechenland ist mit fast 180% des Bruttoinlandproduktes zu hoch verschuldet. Ein nachhaltiger Aufschwung ohne Eingeständnisse seitens der Gläubiger ist nicht realistisch.

Positiv zu werten ist ferner – und dies mag viele überraschen – dass eine völlig neue und unverbrauchte Kraft nun die Zügel in der Hand hat. In der Vergangenheit (seit 1974) haben zwei Parteien, nämlich die konservative Neo Dimokratia und die sozialistische Pasok sich jeweils in der Regierung abgelöst. Sie sind für den Schlendrian und die Schuldenpolitik sowie das Klientelsystem der Vergangenheit verantwortlich. Ein Neubeginn kann nun stattfinden. Allerdings sind grosse Konzessionen nicht nur seitens der internationalen Geldgeber, sondern auch von der neuen griechischen Regierung notwendig. Ein definitives Scheitern der Verhandlungen könnte zum sog. Grexit, nämlich zum Austritt von Griechenland aus dem Euro führen. Dies hätte für Griechenland schwerwiegende Konsequenzen. Durch Gelddrucken und Inflation wäre ein Absturz in noch grössere Armut und Radikalisierung wahrscheinlich. Für die internationalen Geldgeber käme dies auch teuer zu stehen. Der Euro könnte jedoch mittelfristig durch den Austritt des bei weitem schwächsten Mitglieds gar gestärkt aus der Situation hervorgehen./ RGX

 

Griechenland mit Euro oder Drachme

Zürich, 19. Januar 2015

Griechenland steht vor brennenden Entscheidungen

Beitrag von Dr. Felix Regli, Finanz Beratung

bank of greeceAm 25. Januar 2015 wählen die Griechen ein neues Parlament. Falls Alexis Tsipras von der Linksallianz Syriza die Wahlen gewinnt, fordert er eine Neuaushandlung des griechischen Sparprogramms und einen Schuldenschnitt von mindestens 50%. Einen Austritt aus dem Euro peilt er jedoch nicht an. Es könnte aber dennoch zu einem solchen Schritt kommen, falls die Verhandlungen der neuen Regierung mit der Troika (EZB, IMF und EU) scheitern würden.

Das hochverschuldete Griechenland ist das schwächste Glied im EURO-Raum. Die Schuldenquote von fast 180% des Bruttoinlandproduktes ist auf Dauer nicht tragbar. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass man Griechenland den Vorwurf machen muss, nach dem Beitritt zur Währungsunion – die übrigens nur durch gefälschte Daten sich seinerzeit den Beitritt zum Euro erschlichen hat – hemmungslos die Staatsschulden in die Höhe getrieben hat, ohne sich um die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft zu kümmern.

Das Land ist faktisch pleite und wird ohne einen massiven Schuldenschnitt nicht aus dem Tal der Tränen finden, ganz unabhängig wer die neue Regierung anführen wird. Ein grosszügiger Schuldenverzicht – eine ökonomische Vernunft – hätte zudem einen weiteren Effekt. Die Griechen müssten dann ihr wirtschaftliches Schicksal selbst in die Hand nehmen und könnten für ihre Misere die Troika nicht mehr verantwortlich machen. Bei keiner Einigung über Schuldenreduktion und Austeritätsmassnahmen ist jedoch ein Austritt aus dem Euro sehr wohl denkbar. Doch auch dann würde die EU nicht um flankierende Hilfsmassnahmen zugunsten Griechenlands auskommen.

Wie hoch die Ansteckungsgefahr eines Austritts auf andere Euro-Länder besteht, ist nur schwer abzuschätzen, jedoch deutlich geringer als in den letzten Jahren. Eine vielleicht auch heilsame Lektion für die Währungsunion ist nicht auszuschliessen. Der Euro könnte mittelfristig sogar gestärkt aus der Situation hervorgehen. Für Griechenland hätte ein Austritt aus dem Euro jedoch schwerwiegende Konsequenzen. Durch Gelddrucken und Inflation wäre ein Absturz in noch grössere Armut und Radikalisierung wahrscheinlich, was nicht im Interesse Europas sein kann.  DOWNLOAD PDF Griechenland mit Euro oder Drachme

Bild: www.bloomberg.com